Igel und Igelschutz

Was brauchen Igel - und was nicht ? Infos zu Igeln, wie wir ihnen helfen können und ein Erfahrungsbericht.
 

Über Igel und Igel-Hilfe

Der beste Beitrag zum Schutz des Igels ist ein naturnah gestalteter, reich strukturierter und bewirtschafteter Garten mit „wilden Ecken“. Dichte Hecken und Laub-, Kompost- oder Reisighaufen bieten dem Igel Unterschlupf. Seine bevorzugte Nahrung, nämlich Insekten, Käfer, Larven, Schnecken und Kleinsäuger, findet der nachtaktive Jäger in Gebüschen, unter Obstbäumen, auf Wiesen und auch an Trockenmauern.
 

Wenn der Rasen seltener gemäht und Hecken nicht allzu oft geschnitten werden, wenn heimische Pflanzen wachsen dürfen und nicht jedes „Unkraut“ und alles Laub im Herbst sofort entfernt werden, können Igel alles finden, was sie zum Leben brauchen. In der Regel schaffen sie es dann auch, sich bis zum späten Herbst ein ausreichendes Fettpolster für den Winterschlaf anzufressen, bevor sie sich dann nach und nach in ihre Winterquartiere zurückziehen.

Hierbei machen die Männchen den Anfang, etwas später erst folgen die Weibchen. Diese müssen sich erst noch von der Jungenaufzucht erholen. Als letztes gehen die Jungigel in den Winterschlaf, da sie vorher noch ein ausreichendes Gewicht erreichen müssen.

Jungigel sollten daher nicht im Herbst aus gut gemeinter Fürsorge aufgenommen werden!!!

 Foto: NABU/Norman Schiwora

Fit für den Winter

Ein geeignetes Winterquartier für den Igel besteht aus einem Haufen aus Totholz, Reisig und Laub. Im Herbst beginnen die Tiere damit, sich dort ein Nest anzulegen. Mit anhaltenden Bodentemperaturen um null Grad beginnen sie schließlich ihren Winterschlaf, der je nach Witterung bis März oder April andauert.

Igel gefunden – Wann benötigen Igel unsere Hilfe?

In Deutschland ist es verboten, Tiere der besonders geschützten Arten (dazu gehören auch Igel) aus der Natur zu entnehmen. Diese Gesetzesvorschriften erlauben jedoch, hilfsbedürftige Tiere sachgemäß aufzunehmen bzw. gesund zu pflegen.

Das Ziel von jeder Wildtierhilfe muss jedoch sein, die Tiere so bald wie möglich wieder gesund in die Freiheit zu entlassen.

Doch, Achtung: nicht jeder Igel braucht Hilfe!

Hilfsbedürftig sind:

  • Verletzte Igel
  • Kranke Igel: sie sind häufig apathisch, rollen sich kaum ein, sind oft mager und laufen häufig tagsüber herum, um Futter zu suchen
  • Verwaiste Igelsäuglinge: Igeljunge, die sich tagsüber außerhalb ihres Nestes befinden
  • Igel, die nach Wintereinbruch herumlaufen:
  1. Kranke oder schwache Alttiere
  2. Spät geborene Jungtiere ohne ausreichendes Fettpolster

Achtung: Wenn Igelnester durch Pflegemaßnahmen im Garten oder Parks, oder durch herumstöbernde Hunde zerstört werden, dann sucht auch ein gesundes Tier tagsüber einen neuen Unterschlupf. Gelegentlich wechseln auch säugende Igelweibchen tagsüber zwischen Aufzuchtnest und einem weiteren Tagesschlafplatz.

Um hilfsbedürftigen Igeln auch tatsächlich zu helfen, bedarf es fachkundigen Rates. Wer also einen hilfsbedürftigen Igel gefunden hat, sollte sich unbedingt mit einer Igelstation oder einem wildtierkundigen Tierarzt in Verbindung setzen. Nur dort kann der Igel gegebenenfalls medizinisch behandelt und fachkundiger Rat erteilt werden.

Erste Hilfe: Als Futter darf Katzen-, Hunde- oder Igelfutter angeboten werden. Außerdem benötigen die Tiere Wasser. Gegebenenfalls auch ungesüßten Tee (Fenchel oder Kamille) Bitte aber NIEMALS Milch!

 

Mögliche Ansprechpartner:
Kleintierpraxis Dr. med. vet. Birgit Hagen in Bensheim Tel.06251-788000
Tierarztpraxis Dr. Petra Lippoth in Zwingenberg Tel. 06251-707208 
Tierschutzverein Heppenheim (Igelstation), Außerhalb 65, 64646 Heppenheim Tel. 06252-72637

Noch mehr Informationen rund um den Igel finden Sie auf der Internetseite www.pro-igel.de 

Vom NABU gibt es eine Broschüre "Der Igel - Artenschutz vor der Haustür": 

Igel NABU-Broschüre

 

Projekt „Igelrettung“ – ein Erfahrungsbericht

Mitte/Ende Dezember 2017 nahmen wir einen Igel bei uns auf. Zu diesem Zeitpunkt war er nach tierärztlicher Meinung zu schwach, um den Winter aus eigener Kraft zu überstehen. Wir ließen uns in der Arztpraxis beraten und schließlich starteten wir unser Projekt „Igelrettung“.

Das Tier sollte zunächst warmgehalten werden, damit es möglichst noch ein paar Wochen aktiv bleiben würde. Der Igel sollte schließlich noch ein paar hundert Gramm zunehmen, bevor er dann in einen „verspäteten Winterschlaf“ gehen sollte.

Wir bereiteten ihm ein Gehege mit Schlafhäuschen in unserem Heizungskeller. Den Boden legten wir mit einer großen Schmutzwanne aus.

 

Igel im Dezember.jpg

 

Das angebotene Futter (ein Gemisch aus Katzen- und Igelfutter) verschlang der Igel gierig. Für uns alle, vor allem jedoch für die Kinder, war es ganz wundervoll, ihn aus nächster Nähe beobachten zu können. Seine schmatzenden Fressgeräusche, der muntere Tippelgang und natürlich sein hübsches Aussehen begeisterten uns sehr.

Zu unserer Freude blieb unser neuer Kellerbewohner auch tatsächlich sehr munter. Allerdings sah es auch jeden Morgen in seinem Freilauf entsprechend aus. Wir waren wirklich froh, den Untergrund im Igelstall abwaschbar vorbereitet zu haben. Doch trotz meiner Bemühungen, das Gehege rein zu halten, schlug uns bereits nach wenigen Tagen, beim Betreten des Raumes ein äußerst unangenehmer Geruch entgegen. Die Hinterlassenschaften unseres „Gastes“ waren einfach nicht restlos zu beseitigen.

Bei all unserer Begeisterung für dieses possierliche und so sympathische Tier wurde uns allen doch spätestens da klar: Der Igel ist ein Wildtier. Er gehört nicht ins Haus. Er gehört in die Natur.

Die tägliche Prozedur des Wiegens ließ der Igel mit zunehmendem Unmut über sich ergehen. Mit dicken Gartenhandschuhen ausgestattet, setzte ich ihn dazu in einem kleinen Plastikeimer auf unsere Küchenwaage und protokollierte sein Gewicht.

Igel im Eimer.jpg

 

Als der kleine Kerl schließlich das vom Tierarzt vorgegebene Zielgewicht erreicht hatte, konnten wir (endlich) das Kellerfenster geöffnet lassen. Durch die dadurch herbeigeführte Veränderung der Temperatur, stellte der Igel nach kurzer Zeit das Fressen ein. Die angebotene Futterschale blieb unangerührt, das Gehege blieb „sauber“. Der Igel hatte sich für den Winterschlaf eingerichtet. Vorsichtig und mitsamt seinem Schlafnest setzten wir ihn draußen in unseren alten, dafür dick mit Stroh ausgepolsterten Kaninchenstall. Von nun an hieß es abwarten.

Als im nächsten Jahr der Frühling langsam Einzug hielt, stellten wir im Stall täglich frisches Wasser und Futter auf. Jeden Tag kontrollierten wir, ob das angebotene Futter angerührt worden war. Es verging so einige Zeit. Wir waren nicht sicher, ob der kleine Kerl den Winter tatsächlich überstanden hatte.

Doch eines Morgens, sahen wir bei unserem Kontrollgang zu unserer großen Freude, die vertrauten Spuren der nächtlichen Igelaktivität. Er war aus seinem Winterschlaf erwacht und konnte, nachdem wir ihn noch eine Zeitlang weitergefüttert hatten, schließlich wieder in die Freiheit entlassen werden.

Obwohl unser Projekt „Igelrettung“ natürlich mit einigem Aufwand verbunden war, war es dennoch für uns alle eine tolle Erfahrung. Es ist doch so wichtig -ganz besonders auch für unsere Kinder- zu erkennen und zu erleben, wie wundervoll und beschützenswert unsere Natur doch ist.


Andrea Hesse