Haben Sie einen hilflosen Jungvogel gefunden?

Und was tun - oder besser nicht ?

 

Ab Mitte Mai bis in den Juli hinein ist es nicht ungewöhnlich, dass man am Haus oder im Garten auf junge Vögel trifft, die scheinbar verlassen und hilflos erscheinen, zumal sie nicht flüchten wollen. Der Tierfreund möchte dann helfen, aber in den meisten Fällen ist das gar nicht nötig, denn es handelt sich um einen ganz natürlichen Vorgang. Sie können noch nicht fliegen, haben aber auf dem Boden auch keine natürlichen Feinde. Bis auf die - von den Menschen eingeschleppten - 13 Millionen Katzen in Deutschland. Die löschen oft ganze Bruten aus.

Würde man den Jungvogel aufnehmen und von seinem Platz entfernen, könnte es für ihn das Ende bedeuten. Der Kontakt zu seinen Elterntieren würde abgebrochen und der Vogel wäre völlig hilflos. Normalerweise sind die Alttiere in der Nähe der Jungen, verhalten sich aber dabei sehr heimlich. Daher sollte das erste Gebot heißen: Störungen von dem Jungtier fernhalten, Katzen als die größte Gefahr für die Jungvögel aussperren, Kinder aufklären, dass sie das Vögelchen nicht aufnehmen sollen. Sollte der junge Vogel direkt gefährdet sein z.B. wenn er auf der Straße sitzt, dann soll man ihn nur in der Nähe in Sicherheit bringen.

Der normale Lauf der Dinge ... 

 Am Beispiel des Hausrotschwanzes kann man zeigen, wie die Natur spielt und für ihren Nachwuchs sorgt. Diese Art ist als Gebäudebrüter weit verbreitet. Ihren flüggen Jungen begegnet man daher auch häufiger. Nach der Heimkehr aus dem Winterquartier und der Paarungszeit beginnt das Brüten etwa Mitte April. Es dauert 14 Tage. Dann schlüpfen die Jungen und es folgen 14 bis 17 Tage Nestlingszeit.

Beide Eltern füttern die meist 4 Jungen, die schnell heranwachsen und bald ein jugendliches Federkleid bekommen: noch kurze Flügel, Stummelschwanz und noch Reste von Flaumfedern .Jetzt veranlassen die Alten ihre Jungen das Nest zu verlassen. Da sie noch nicht richtig fliegen können, hat die Natur sie zum Schutz vor Fressfeinden mit einem meist erdfarbenen Tarnkleid und einem möglichst unauffälligen Verhalten ausgestattet, z.B. durch bewegungsloses Verharren auf der Stelle und Fühlungslauten, die kaum hörbar und schwer zu orten sind. Dabei haben die Altvögel stets Kontakt zu ihren Jungen und füttern sie heimlich und rasch, damit sie vor Feinden unbemerkt bleiben.

Diese Zeit ist die Führungszeit. Bei Singvögeln ist sie nur kurz, wenige Tage. Die Jungen lernen, ihre Nahrung zu finden. Für sie ist es die gefährlichste Zeit ihres Lebens. Oft überlebt nur eines von 4 oder 5 Nestgeschwistern. Man sollte also alle Störungen meiden. Rotschwänze beginnen nach dem Ausfliegen sofort wieder mit dem Nestbau für eine 2. Jahresbrut.

Das ist in der 2. Maihälfte der Fall. Bei verzögertem Brutbeginn durch Schlechtwetterperioden oder Verlust des ersten Geleges kann es auch später sein.

 Meist sind also die Findlinge gar nicht hilflos, sondern gerade fit fürs Überleben in der Natur.

Es kann aber auch mal sein, dass man ein wirklich schwaches, zurückgebliebenes Vogeljunges findet, etwa ein noch nacktes Junges, das aus dem Nest gestoßen worden ist. Ein solches junges aufzunehmen und es aufzupäppeln, kann nur erfahrenen Vogelpflegern empfohlen werden. Es bedarf dazu spezieller Nahrung, ununterbrochenes Füttern von früh bis spät, Nestwärme und Schutz vor Parasiten. Sollte es schließlich gelingen, so ist der Vogel auf den Menschen geprägt und findet sich in der freien Natur nicht mehr zurecht. Deshalb sollte man diese Jungen besser dem natürlichen Gang der Dinge überlassen. Die Natur produziert ja einen Überschuss, damit auch Nahrung für andere Lebewesen im großen Gefüge der lebendigen Schöpfung da ist.

 Noch einmal das Wichtigste in Kürze:

- Flügge Jungvögel nicht aufnehmen, sondern dort belassen, wo man sie gefunden hat.

- Störungen und Gefährdungen fernhalten.

- Abstand halten und nicht ständig nachsehen, da es die Altvögel irritiert.

 

Hilfe zu VERLETZTEN Tieren gibt es hier.