Naturwaldbeschluss für den Erlachwald

NABU Bensheim/Zwingenberg begrüßt Naturwaldbeschluss für den Erlachwald durch den Magistrat der Stadt Bensheim

 

Sehr zufrieden äußert sich der Bensheim/Zwingenberger NABU zum Beschluss des Magistrats, auf die forstliche Bewirtschaftung des Erlachwäldchens zu verzichten.

Damit wurde ein Beispiel aktiver Naturschutzpolitik gegeben, deren Wert sicher erst in der Zukunft ganz erkannt wird. 

Durch die Stilllegung kann sich hier eine Waldfläche in natürlicher Weise entwickeln. Das kommt vielen Pflanzen und Tierarten zugute, deren Bestand heute bedroht ist, weil ihnen der Lebensraum fehlt. Es handelt sich im Erlachbogen um einen typischen Niederungswald feuchter Standorte mit Pappeln und Erlen, wobei die sog. Hybridpappeln einmal vor Jahrzehnten angepflanzt wurden. 

In ihrem ausgewachsenen Stadium sind sie heute besonders wertvoll als Horst- und Höhlenbäume. Mehr und mehr haben sich im Lauf der Jahre die Erlen auf den wechselfeuchten Böden durchgesetzt, zumal vom Forst kaum eingegriffen wurde. 

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Eine größere Holzentnahme gab es nur vor wenigen Jahren. Das rief dann die Naturschützer auf den Plan. Sie fürchteten weitere Eingriffe in die naturnahe Entwicklung des Gebietes und den Verlust seltener Vogelarten, die in diesem abgelegenen und weglosen Gelände nisten. 

Dazu zählen Rotmilan, Schwarzmilan, Pirol, Grau- und Grünspecht und Graureiher. Hinzu kommen so seltene Arten wie Baumfalke, Kleinspecht, Kuckuck und Schwanzmeise. 

Im Herbst und Winter fallen hier große Schwärme Wacholder- und Singdrosseln ein, dazu starke Flüge von Erlenzeisigen.

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Am 24. Januar 2017 stellte der NABU – Stadtverband Bensheim/Zwingenberg beim Magistrat der Stadt Bensheim den Antrag, das Erlachwäldchen aus der forstlichen Nutzung zu nehmen, auf weitere Eingriffe zu verzichten und es der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Das bot sich schon deshalb an, weil keine öffentlichen Wege betroffen sind, die Böden stark vernässt sind und das Ganze bereits den Status eines Naturschutzgebietes und Vogelschutzgebietes hat.

 

Der Weg aber bis zum jüngsten Magistratsbeschluss war dennoch weit. Die NABU – Vertreter, die zunächst das Gespräch im Rathaus gesucht hatten, mussten später eine Ablehnung ihres Antrages zur Kenntnis nehmen.

Eine Chance bot sich dann, als die Parlamentarier der Fraktion „Bürger für Bensheim“ (BfB) mit Franz Apfel an der Spitze sich für das Thema interessierten und den NABU zu einem Ortstermin am 03.11.2017 in die Erlache baten. 

Dabei kam nicht nur der Artenschutz und der landschaftsprägende Wert dieses Waldes zur Sprache, sondern auch die räumliche Nähe zum Lernort Naturschutzzentrum und die Kosten – Nutzen – Frage bei einer weiteren forstlichen Bewirtschaftung.

Durch den Ortstermin mit der BfB konnte die Sache auf den parlamentarischen Weg gebracht werden und wurde Gegenstand der Koalitionsrunde. Das führte wohl zusammen mit einer Neubewertung des Sachverhaltes im Magistrat zur Erarbeitung einer Verwaltungsvorlage durch den Ersten Stadtrat Helmut Sachwitz und schließlich zum Magistratsbeschluss.

 

Mit dem Buchenwald am Kleinen Felsenmeer (ca. 9 ha) und einem kleinen Flecken im Niederwald sind damit 19 ha oder 2 % der Bensheimer Wälder auf dem Weg zu sog. Naturwäldern, wo die Bäume unbeeinflusst von außen aufwachsen und als Totholz vergehen können und so einen wertvollen Beitrag zur der Erhaltung der biologischen Vielfalt leisten

siehe auch Bild hier.

Bensheim, 20. August 2018, Stephan Schäfer, Vorsitzender

 

Diese Pressemitteilung wurde auch im Bergsträßer Anzeiger veröffentlicht.