Förderverein NSG „Tongruben"

Seit 1999 ist unser Stadtverband Mitglied im "Förderverein für das NSG „Tongruben von Bensheim und Heppenheim“ und auch mit einem Mitglied in dessen Vorstand vertreten.

 

Das ehemalige Vogelparadies Tongruben

Begeistert berichtete die regionale Presse 1961 vom Vogelparadies an der Bergstraße. Damals wurden in diesem Gebiet 168 Vogelarten gezählt; zum Vergleich: 1998, bei Gründung des Fördervereins, waren es mit fallender Tendenz nur noch 107 Arten. Diese negative Entwicklung setzte bereits in den 60er Jahren ein. Der Wasserstand in den Gruben begann unmerklich und kaum beachtet, zu sinken und wurde damals eher periodischen Grundwasserschwankungen zugeschrieben. 

Zur Verdeutlichung muss an dieser Stelle die Historie dieses Geländes aufgezeigt werden. Das Gebiet der Tongruben und darüber hinaus bestand ursprünglich aus feuchten Wiesen. Dieses wertvolle Feuchtwiesengelände wurde durch Tonförderung zwischen Bensheim und Heppenheim im Jahr 1894 teilweise zerstört; die Förderung wurde erst zu Beginn der 60er Jahre eingestellt.

Durch die Tonentnahme entstanden mehrere Gruben, durchschnittlich zwei Meter tief, getrennt durch Dämme, für den Maschineneinsatz. Durch den hohen Grundwasserspiegel  füllten sich die Gruben rasch mit Wasser und damit entstanden Lebensbereiche für zahllose Vogelarten. Auf den vielen Dämmen setzte die natürliche Sukzession rasch ein, Sträucher und Bäume eroberten diese Flächen und bildeten Lebensgrundlage für viele neue Vogelarten, die nicht an Wasser gebunden waren.

Bereits 1935 wurde der Versuch unternommen das Gebiet unter Schutz zu stellen. Aber erst 1954 ist die „Verordnung zum Schutze von Landschafts-Bestandteilen“ erlassen worden. Den Status eines Naturschutzgebietes erhielt es 1977.

Zu diesem Zeitpunkt war die negative Entwicklung, wie eingangs beschrieben, voll im Gange. Die Ursachen waren die Tieferlegung der Weschnitz sowie Maßnahmen zu Flächentrockenlegung und Entwässerungsgräben. Der Grundwasserspiegel in den Tongruben sank ab, die Gruben trockneten aus und verlandeten. Weidengebüsch und Weidenbäume breiteten sich aus. Letztlich blieben nur kleine Wasserflächen vorübergehend übrig, der Amphibienlaich ging zu Grunde. Die an Wasser gebundenen Vögel hatten keine Chance.

In dieser dramatischen Zeit versuchten engagierte Mitglieder der NABU Gruppe Bensheim, im Rahmen von Pflegemaßnahmen dem Weidenbewuchs teilweise Einhalt zu gebieten. Der Versuch, Wasser vom vorbeifließenden Meerbach einzuleiten, erwies sich als problematisch und unzureichend.

Angesichts dieser Sachlage hat eine kleine Gruppe Umweltschützer Wege aus diesem Dilemma gesucht und beschlossen, einen Verein zur Rettung der Tongruben zu bilden. Die Aktivität der Gruppe führte im April 1998 zur Bildung des „Fördervereines für das Naturschutzgebiet Tongruben von Bensheim und  Heppenheim e.V.“ Vereinsziel war die Wiedervernässung von Teilen der Tongruben.

 

Ein großes Ziel und noch größere Aufgabe

Aufgaben von deren Umfang, Problemen und Hindernissen die Vereinsgründer nichts ahnten. Um die angedachten Gruben dauerhaft mit Wasser zu bespannen, mussten die Grubensohlen  vertieft werden. Die erforderlichen finanziellen Mittel, Planungen, Behörden- und Eigentümergenehmigungen, vom Verein zu erbringen, haben eine lange Zeit in Anspruch genommen. Die Durchführung der Baggerarbeiten und die Abraumbeseitigung dagegen dauerten jeweils nur wenige Tage. So entstanden in zeitlichen Abständen drei größere Wasserflächen von insgesamt drei Hektar. Zusätzlich hat der Verein eine größere Anzahl kleiner temporärer Tümpel für Amphibien geschaffen. 

Gemessen an der Größe des Naturschutzgebietes von rund 91 Hektar erscheint die wiedervernässte Fläche nicht  groß. Dennoch hat der Erfolg der Arbeit des ehrenamtlich arbeitenden Vorstandes, obwohl sie keine Fachleute waren und trotz anfänglicher Skepsis, Recht gegeben. Die in die Natur gerissenen Wunden waren nicht lange sichtbar. Selbst Skeptiker sehen heute die Vertiefungen als Erfolg an. 

Gemessen wird der Erfolg an der Rückkehr von vielen Vogelarten, die die Tongruben als Brutgebiet, zur Nahrungsaufnahme und als Trittstein benutzen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass viele Arten Profiteure der neuen Wasserflächen sind. Sie können gar nicht alle aufgezählt werden, viele Entenarten und Limikolen wurden beobachtet, ebenso Rotmilan, Schwarzmilan, Silberreiher, Graureiher, Eisvogel und Laubfrosch ziehen ihren Nachwuchs hier groß, selbst Purpurreiher und Nachtreiher sind zu beobachten.

Georg Rossa, Dezember 2017